ÖH Wahlen 2013, und wie die /bin so dazu steht

Wie ihr inzwischen wohl alle mitbekommen haben dürftet stehen wieder mal ÖH-Wahlen ins Haus. Das heißt, wir alle dürfen wieder mal unsere Studivertreter*innen wählen. Naja, zumindest die Studienvertretung und die Universitätsverträtung. Die je nächsthöheren Ebenen (Fakultätsvertretung und Bundesvertretungen) dürfen wir seit 2004 gar nicht mehr direkt wählen – sie werden von den anderne beiden Ebenen entsandt. Mensch kann das durchaus als Demokratieabbau verstehen.

Aber, wenn wir schon bei der Demokratie sind: kommt ihr euch nicht auch ein bisschen verarscht vor wenn ihr alle zwei Jahre mal irgendwo ein Kreuz machen könnt und sich dadurch alles zum Besseren wenden soll? Wieso also nicht Demokratie tatsächlich wagen und partizipativere, inklusivere Modelle entwickeln, die den Interessen der Menschen gerechter werden? Gerade als Informatiker*innen dürfte uns das gar nicht so abwegig erscheinen. Dass User Involvement oder gar Participatory Design zur besseren Technologien führt (das heißt besser für jene die davon betroffen sind) ist ja inzwischen schon ein alter Hut.

Kritischer WahlhinweisNun, um genau das auch im sozialen, politischen Miteinander zu entwickeln wurde von einigen Leuten 2005 die /bin – basisgruppe informatik gegründet und stellte seitdem auch die Studien- & Fakultätsvertretung der Informatik. Das heißt, dass auch alle zwei Jahre bis zu 10 Leute gefunden wurden (5 für die Studienvertretung, 5 für die Fakultätsvertretung), die offiziell als Vertreter*innen kandidieren, sich aber dadurch nicht als wichtiger empfinden als alle anderen Beteiligten. Entscheidungen werden in diesem Modell also nicht von ein paar gewählten getroffen, sondern in einem gemeinsamen offenen Prozess. Zumeist gibt es dazu so etwas wie ein Plenum, generell haben wir aber seit 2005 immer wieder verschiedene Modelle probiert und versucht uns hier weiterzuentwickeln.

Also wie jetzt – doch wählen?

Ja, denn wir wollen auch genau das in Zukunft tun: partizipative Demokratie weiterentwickeln, hier am konkreten Beispiel der Studien- & Fakultätsvertretung Informatik. Daher kandidieren auch folgende fünf Personen mit dem expliziten Hinweis, dass sie weiterhin einen basisdemokratischen Organisationsprozess und die /bin als Entwicklungsraum dafür unterstützen:

  • Polzer Michelle
  • Würcher Corina
  • Melmuk Stefan
  • Grüner Georg Josef
  • Kraft Fabian

Diesmal treten auch drei Gegenkandidat*innen an, die teilweise über die letzten Jahre selbst in der /bin waren. Wir haben versucht von Ihnen auch eine Stellungnahme einzuholen wieso und ob sie die /bin denn gar nicht mehr unterstützen wollen. Allerdings haben wir hier bislang keine Antworten bekommen. Wir können nur aus den Plenumsdiskussionen der letzten Monate schließen, dass ihnen so offene Diskussionen zu mühsam sind und sie lieber alleine entscheiden wollen. Studis sollen zwar weiterhin Vorschläge einbringen können, aber letztendlich sind halt doch die gewählten Mandatar*innen zuständig. Ja, auch das kann wohl als Demokratieabbau verstanden werden. Rechtlich ist aber genau das möglich und auch vorgesehen.

Trotz aller Kritik and repräsentativer Demokratie (gegenüber einer partizipativen Demokratie) wollen wir euch daher empfehlen kommende Woche von Dienstag bis Donnerstag (14. – 16. Mai 2013) die oben genannten Kandidat*innen der /bin zu wählen. Nur so ist auch weiterhin ein offener Beteiligungsprozess aller am Informatikstudium Interessierten gewährleistet.

Kritik und Eigeninitiative

Letztendlich wollen wir aber dazu aufrufen doch selber aktiv zu werden. Startet Initiativen und Projekte, nehmt nicht alles unhinterfragt hin was euch irgendwelche Autoritäten (Lehrende, Unibürokrat*innen, Politiker*innen, etc.) weißmachen wollen. Klar haben die oft einen nützlichen Erfahrungsschatz, den wollen wir auch gar nicht schmähen. Allerdings sollte es allen selbst ermöglicht werden sich ihr Wissen frei anzueignen. Menschliche Bedürfnisse sollten nicht starren Bürokratien und rigiden Lehrplänen nachgereiht werden, nur weil manche Meinen dass Informatik halt genau so und so ausschauen muss. Demokratie kann also nicht beim Kreuzchenmachen aufhören, Demokratie ist ein Prozess, der letzten Endes zu Herrschaftsabbau und Mitbestimmung aller führen muss. Das kann ein repräsentatives Wahlsystem alleine nicht erfüllen. Und doch wird es uns ständig und überall so eingetrichtert.

Wenn ihr euch dennoch nicht ganz so sicher seit empfehlen wir aber auch: drückt euren Unmut aus, wählt ungültig! Als Hinweis, wenn ihr nun ungültig bzw. basisdemokratisch wählen wollt: es empfiehlt sich immer mehr Gruppen/KandidatInnen zu wählen als möglich, denn bei leeren Wahlzetteln wird gerne beim Auszählen irgendwo ein Kreuz dazugeschmuggelt und so eine Stimme erschlichen.

Und behaltet im Hinterkopf: Wenn Wahlen was ändern würden, wären sie verboten!

Engagiert euch selbst. Kommt auch gerne mal bei einem Plenum vorbei. Oder startet einfach eine Arbeitsgruppe, eine selbstorganisierte Lehrveranstaltung, ein gemeinsames Frühstück, was auch immer euch sonst noch so einfällt. Einige Anregungen könnt ihr ja auch aus der Liste jener Sachen nehmen die wir seit 2005 immer wieder mal gemacht haben: Was wir tun.

Weitere kritische Infos zu Wahlen und repräsentativer versus partizipativer Demokratie:

Infos zur /bin:

Und wo kann ich da jetzt wählen gehen?

Alle auf der Informatik wahlberechtigten können ihre Stimme für die Studienvertretung Informatik im Wahllokal in der Medienlounge im Erdgeschoß der Währingerstraße 29 abgeben. Die Öffungszeiten:

  • Di., 14. Mai: 10 bis 18 Uhr
  • Mi., 15. Mai: 10 bis 20 Uhr
  • Do., 16. Mai: 9 bis 15 Uhr

Wahlberechtigt für die StV Informatik sind übrigens alle jene, die für eines der verschiedenen Informatik-Studien inskribiert sind (auch Lehramt). Das gilt allerdings nur, wenn der ÖH-Beitrag bzw. die Studiengebühren bis zum 27. März eingezahlt wurden. Anzumerken ist auch noch, dass Nicht-EWR-Staatsbürger*innen zwar wählen dürfen sich aber nicht wählen lassen dürfen. Das ist leider der rassistischen Gesetzgebung des Österreichischen Staates geschuldet. Zumindest machen es aber basisdemokratische Strukturen auch für Nicht-EWR-Bürger*innen möglich sich gleichberechtigt mit allen anderen Interessierten einzubringen.

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Uni-Theater: Aufnahmeverfahren

Die kommenden Zugangsbeschränkungen beschäftigen uns schon länger. Geschichtlich könnte eins mit dem Bologna-Prozess anfangen oder mit der darauffolgenden Umsetzung. So wurde im Frühjahr 2011 per Bundesgesetz eine verpflichtende “Studieneingangs- und Orientierungsphase” eingeführt (§66), die von den Unis wegen restriktiver Paragraphen wie z.B. die lebenslange Sperre, falls eins eine Prüfung zweimal nicht besteht (welche mittlerweile aufgehoben bzw. zu einer einjährigen Sperre nach dem dritten Antritt abgeändert wurde), vor allem als Knock-Out-Phase und nicht zur intendierten Orientierung genutzt wurde bzw. wird.

Mittlerweile und weil der Zugang zu den Unis “fair” geregelt und die Unis auch irgendwie finanziert werden wollen, ist das bm:wf auf die Idee gekommen, die Zugangsbeschränkungen mit einer Reform der Universitätsfinanzierung auszubauen. Das ganze läuft unter dem tollen Namen der Studienplatzfinanzierung, die mal probeweise für ein paar Felder (Informatik, Biologie, Wirtschaftswissenschaften, Architektur und Pharmazie) eingeführt wurde.

So ist z.B. das Informatikstudium auf der Uni Wien auf 252 bzw. Wirtschaftsinformatik auf 109 Studis begrenzt worden, wobei das angekündigte Aufnahmeverfahren fürs kommende Studienjahr (2013/14) doch ausgesetzt wird, d.h. die Inskription auf der Uni Wien wird ganz normal möglich sein!

Hintergrund des komischen Hin- und Hers ist, dass sich die TU Wien weigert, die Leistungsvereinbarungen mit dem bm:wf zu unterschreiben. Nicht aber, weil sie prinzipiell was gegen Aufnahmeverfahren hätten, sondern einzig und allein deshalb, weil sie sonst vertraglich dazu verpflichtet wären, für mehr Studis Plätze anzubieten. Konkret geht es der TU Wien um die Reduzierung der Plätze auf ca. 500, während das bm:wf gerne doppelt soviele Informatik-Studis auf der TU Wien hätte.

So verständlich der Schritt der TU Wien ist und wie politisch er auch notwendig scheinen mag (die TU Wien hat etwa 20 Millionen Euro Schulden), nachdem die Unis trotz Studiplatzfinanzierung unterfinanziert bleiben würden, ist dieser Schritt (sowie schon die Streichung fast aller Lehramtsfächer auf der TU) dennoch nicht unkritisch zu begrüßen, weil hier auf dem Rücken der Studis die Finanzierung der Unis ausgetragen wird. So wird es auf der TU Wien wahrscheinlich weiterhin zu einer (gesetzlich nicht geregelten) Zugangsbeschränkung im Laufe des Semesters geben, in dem einfach nicht genügend Plätze angeboten werden und die Leute nach einem Monat rausgeprüft werden. Die Mär, dass allein dadurch (oder in Verbindung mit ebenfalls und vor allem sozial selektierenden Studiengebühren) die Qualität des Studiums steigen würde, ist auf alle Fälle zu hinterfragen.

Das vielleicht (zumindest kurzfristig) einzig Positive an der Sache: an der Uni Wien gibt es vorerst, wie gesagt, doch kein Aufnahmeverfahreng. Grund ist denkbar einfach: es gibt durch die Weigerung der TU Wien keine_n, der oder die den Test (der ja für beide Unis gleich sein sollte) in so kurzer Zeit schreiben würde…

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Get-Together, Mi. 13.3. um 20h @ WUK

Liebe Leute,

Morgen, abend um 20 Uhr gibt’s gemeinsam mit dem Mentoring-Programm der Fakultät wieder ein Get-Together.

Stattfinden wird das ganze im Statt-Beisl im WUK (Währinger Straße 59, 1090 Wien)

btw: Die weiteren Termine werden unter anderem auch auf der (neuen) Mentoring-Plattform angekündigt

Auf ein zahlreiches erscheinen freut sich
die /bin – basisgruppe informatik

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Frauen*FrühlingsUniversität 2013 – Call for Papers/Action

Auch heuer gibt es wieder eine Frauen*-Frühlings-Uni, die diesmal in Burgenland von 18. bis 21. April 2013 stattfindet. Damit auch diesmal das Programm wieder ein umfangreiches und spannendes wird, linken wir hier zum Call for Papers bzw. Call for Action der FFU 2013.

Zeit zum Einreichen der Vorschläge ist bis 31. Jänner 2013. Es soll auch nach Möglichkeit Honorare geben für jene, die bei der FFU auch aktiv was vorbereiten.

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Sexism on the web and in hacker spaces revisited!

About half a year ago, I put together some notes on “Sexism on the web and in hacker spaces“, because there have been a lot of ugly things going on over the summer which urged me to voice some concerns and point to ongoing struggles (usually of women) against sexist behaviour.

Sadly, once again I have to take this issue up following some major incidents in hacker communities. Recently the 29c3 took place in Hamburg – the major annual hacker conference in the German speaking regions. And happily the incidents of last summer led the organisers to device an explicit anti-harassment policy for the conference. Of course nobody would have thought that this alone will hold back sexist jerks from harassing and insulting other people. But what came out in the end is more disappointing than I have imagined. A good summary of all the sexist crap that happend and was often tolerated is provided by Valerie Aurora at the Ada Initiative blog: Ending sexism in hacker culture: A work in progress.

For now I won’t go on any further, because I am a bit disillusioned. I actually thought after last summer that something might change and even ‘hackers’ (speaking in cliché) would grant more diverse people to join their ranks. And of course there are enough hackers who find all that awful too and who put a lot of effort into changing this, but they are clearly the minority. Interestingly some of the best efforts come out of male and hacker dominated contexts – they just seem to be ignored again by the majority of these context’s members. For example Anatol Stefanowitch gave a great talk (in German) on speech and platform neutrality at the last openmind conference – #om12. In this talk he explained very clearly from a linguist perspective how sexism, racism, classism and other forms of discrimination work in speech and what to do against them. If you understand German, give it a try, it is a very clear presentation and funny in it’s own way: Sprache und Plattformneutralität. So, not all Pirates seem to think they are post-gender (confer my article “No, we are not post-gender!” from May 2012).

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