Uni-Theater: Aufnahmeverfahren

Die kommenden Zugangsbeschränkungen beschäftigen uns schon länger. Geschichtlich könnte eins mit dem Bologna-Prozess anfangen oder mit der darauffolgenden Umsetzung. So wurde im Frühjahr 2011 per Bundesgesetz eine verpflichtende “Studieneingangs- und Orientierungsphase” eingeführt (§66), die von den Unis wegen restriktiver Paragraphen wie z.B. die lebenslange Sperre, falls eins eine Prüfung zweimal nicht besteht (welche mittlerweile aufgehoben bzw. zu einer einjährigen Sperre nach dem dritten Antritt abgeändert wurde), vor allem als Knock-Out-Phase und nicht zur intendierten Orientierung genutzt wurde bzw. wird.

Mittlerweile und weil der Zugang zu den Unis “fair” geregelt und die Unis auch irgendwie finanziert werden wollen, ist das bm:wf auf die Idee gekommen, die Zugangsbeschränkungen mit einer Reform der Universitätsfinanzierung auszubauen. Das ganze läuft unter dem tollen Namen der Studienplatzfinanzierung, die mal probeweise für ein paar Felder (Informatik, Biologie, Wirtschaftswissenschaften, Architektur und Pharmazie) eingeführt wurde.

So ist z.B. das Informatikstudium auf der Uni Wien auf 252 bzw. Wirtschaftsinformatik auf 109 Studis begrenzt worden, wobei das angekündigte Aufnahmeverfahren fürs kommende Studienjahr (2013/14) doch ausgesetzt wird, d.h. die Inskription auf der Uni Wien wird ganz normal möglich sein!

Hintergrund des komischen Hin- und Hers ist, dass sich die TU Wien weigert, die Leistungsvereinbarungen mit dem bm:wf zu unterschreiben. Nicht aber, weil sie prinzipiell was gegen Aufnahmeverfahren hätten, sondern einzig und allein deshalb, weil sie sonst vertraglich dazu verpflichtet wären, für mehr Studis Plätze anzubieten. Konkret geht es der TU Wien um die Reduzierung der Plätze auf ca. 500, während das bm:wf gerne doppelt soviele Informatik-Studis auf der TU Wien hätte.

So verständlich der Schritt der TU Wien ist und wie politisch er auch notwendig scheinen mag (die TU Wien hat etwa 20 Millionen Euro Schulden), nachdem die Unis trotz Studiplatzfinanzierung unterfinanziert bleiben würden, ist dieser Schritt (sowie schon die Streichung fast aller Lehramtsfächer auf der TU) dennoch nicht unkritisch zu begrüßen, weil hier auf dem Rücken der Studis die Finanzierung der Unis ausgetragen wird. So wird es auf der TU Wien wahrscheinlich weiterhin zu einer (gesetzlich nicht geregelten) Zugangsbeschränkung im Laufe des Semesters geben, in dem einfach nicht genügend Plätze angeboten werden und die Leute nach einem Monat rausgeprüft werden. Die Mär, dass allein dadurch (oder in Verbindung mit ebenfalls und vor allem sozial selektierenden Studiengebühren) die Qualität des Studiums steigen würde, ist auf alle Fälle zu hinterfragen.

Das vielleicht (zumindest kurzfristig) einzig Positive an der Sache: an der Uni Wien gibt es vorerst, wie gesagt, doch kein Aufnahmeverfahreng. Grund ist denkbar einfach: es gibt durch die Weigerung der TU Wien keine_n, der oder die den Test (der ja für beide Unis gleich sein sollte) in so kurzer Zeit schreiben würde…

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