Wie du an verschiedenen Stellen vielleicht schon gelesen hast, verstehen wir uns als anti-rassistisch, anti-sexistisch und anti-faschistisch (und noch ein paar mehr anti-Termina 😉 – näheres siehe weiter unten). Lasst euch davon jedoch nicht abschrecken, wir sind auch eher bescheidene Leute und keine dogmatischen NachwuchspolitikerInnen oder so ;-). Es geht uns viel mehr darum, dass wir alle selbst viel mehr mitgestalten können sollten, als das in unserer Geselleschaft gerade möglich ist. Ganz egal obs dabei nur um meinen aktuellen Studienplan, öffentliche Räume an der Uni, Studienbedingungen allgemein, eine bedingungsloses Grundeinkommen, Softwarepatente oder die allgemeinen rassistischen Zustände in .at-Land und anderswo geht. Was wir also nun vertreten und was wir damit meinen, wollen wir hier auch kurz erläutern. Wieso das alles wichtig ist kannst du z.B. in der system.failure 0x01 auf Seite 10 nachlesen.
Unsere Grundsätze sind immer work-in-progress. Vor allem, weil sich die Situationen ständig verändern und stets auf aktuelle gesellschaftliche Missstände hingewiesen werden soll. Die Diskussionen darüber sollten auch vielfältig und über verschiedenste Kanäle geführt werden. Im Zweifelsfall, oder wenn wir uns mal wieder doch nicht so ganz einig sind ist das Plenum ein guter Ort um darüber zu diskutieren.
unabhängig
Im Gegensatz zu den meisten öH-Fraktionen, die Vorfeldorganisationen bestehender Parteien sind, sind die Basisgruppen parteiunabhängig. Das bedeutet, dass wir keinen finanzkräftigen Apparat im Rücken haben, aber auch, dass wir frei von bundespolitischen überlegungen agieren können und uns nicht nach Vorgaben einer übergeordneten Hierarchie richten müssen.
feministisch
Unsere Gesellschaft ist nach wie vor stark patriarchal geprägt. Wie in allen Lebensbereichen gilt auch an Universitäten das Männliche als Norm. Unser Anspruch ist, durch gezielte Maßnahmen wie Frauenförderung, Sichtbarmachen von Frauen in Forschung und Lehre, geschlechtersensible Sprache oder bewusste Bevorzugung von Frauen diese Herrschaftsverhältnisse aufzuzeigen und zu überwinden.
emanzipatorisch
Wir versuchen den Raum der Universität zu nutzen, um gegen herrschende und ausgrenzende Strukturen aufzutreten, die sich sowohl in der Gesellschaft als auch in der Wissenschaft manifestiert haben. Zudem heißt für uns emanzipatorische, fort- schrittliche Politik zu betreiben, uns nicht mit StellvertreterInnenpolitik zu begnügen, sondern Studierende als AkteurInnen der Politik zu sehen und Wege größtmöglicher Partizipation zu eröffnen.
basisdemokratisch
Basisdemokratie bedeutet für uns den Versuch, Hierarchien abzubauen und beständig zu hinterfragen. Ein wesentliches Element besteht darin, dass sich Entscheidungsfindungsprozesse breitestmöglich und konsensual gestalten (offenes Plenum) und nicht, wie in herkömmlichen demokratischen Strukturen, eine Minderheit zwangsläufig immer überstimmt wird.
antiheteronormativ
Im Sinne der Sichtbarmachung und aufgrund der bisher fehlenden Auseinandersetzung innerhalb der Basisgruppen, wollen wir einen Diskussionsprozess starten, der auch die eigenen heteronormativen Strukturen mitreflektiert. Die Gesellschaft ist heteronormativ organisiert, das heißt (verkürzt), die heterosexuelle Zweierbeziehung ist ein privilegierter Lebensentwurf, jegliche anderen Lebensentwürfe werden sanktioniert. Dieses Privileg basiert auf einer binären Geschlechterkonzeption von männlich/weiblich, die mit der Dichotomie öffentlich/privat korrespondiert. Heteronormativität ist gesellschaftsimmanent und strukturell, drückt sich aber auch etwa in Homophobie, Transphobie, Sexismus, Rassismus etc. aus. Antiheteronormative Arbeit enthält die Analyse gesellschaftlicher Machtstrukturen und zielt auf Destabilisierung und Dekonstruktion ebendieser ab. Dichotomien sollen aufgelöst, unterschiedliche Lebensentwürfe ermöglicht werden.
antisexistisch
In unserer Gesellschaft sind Sexismen nach wie vor weit verbreitet und bedeuten für viele Menschen Unterdrückung, Benachteiligung und Ausgrenzung. Das reicht von blöden Witzen über unangenehme Anmachen bis zu gewalttätigen Übergriffen. Das passiert auch nicht nur irgendwo da draußen sondern in unserem unmittelbaren Umfeld und alltäglich. So gab es zum Beispiel bei der Audimaxbesetzung im Wintersemester 2009/10 viele unglaubliche Übergriffe sexualisierter Gewalt gegenüber Frauen. Selbst das Thematisieren dieser Umstände wurde dann oft als Spaltung oder sonstwie ungerechtfertigte Kritik angeprangert. Das liegt daran wie sehr wir Sexismus selbst verinnerlicht haben und wie oft wir das auch banalisieren. Oft wird über dumme Anmachsprüche einfach hinweggesehen während die Opfer die noch den Mut haben das anzusprechen als aggressiv dargestellt werden. Da wir alle selbst von diesen gesellschaftlichen Unzumutbarkeiten geprägt sind und die verschiedensten Sexismen verinnerlicht haben fällt es uns oft auch nicht auf wie selbst im Programmierkurs, daheim in der WG, beim Plenum oder einfach beim in der Sonne liegen subtile Sexismen wirken und wir nichts dagegen tun. Daher können wir auch nicht sagen wir wären frei von Sexismen, aber wir wollen aktiv dagegen vorgehen und unser eigenes Handeln genauso reflektieren wie wir darauf hinweisen wenn wo anders sexistische Handlungen gesetzt werden.
antinational
Grenzen grenzen ein. Und wir fragen uns wozu? Braucht es diese wirklich? Braucht es vor allem das Konstrukt einer Nation? Oder ist dieses vielmehr darauf ausgerichtet andere auszuschließen und im Inneren eine Norm zu schaffen an der sich alle auszurichten haben? Gerade in der Informatik scheinen Nationalgrenzen und Nationalitäten zunehmend absurd zu werden, da unsere Produktivität an Nationen vorbeigeht und von solchen tendentiell auch nur gehindert wird. Weil wir glauben dass ein Welt ohne Grenzen eine bessere Welt wäre sind wir auch gegen das Konstrukt Nation und gegen nationale Umtriebe in unserer Gesellschaft.
antifaschistisch
Weil wir in Österreich sind!
Und weil unsere Gesellschaft ihre historische Verantwortung leugnet, die Verbrechen der Vergangenheit bis heute nicht aufgearbeitet hat und aktuell Fehler wiederholt werden. Wo partiell Versuche der Aufarbeitung stattfinden, wird kritische Auseinandersetzung verunmöglicht. Personen, die daran arbeiten, sich mit Geschichte und aktuellen Entwicklungen auseinanderzusetzen, werden als “Vernaderer”, “Nestbeschmutzer” und “Heimatverräter” beschimpft und müssen mit Repressionen jeglicher Art, auch physischer Gewalt, rechnen. Auch Unis waren und sind an der (Re-)Produktion von faschistischem Gedankengut maßgeblich beteiligt. Deshalb wollen wir uns auch nicht aus der Verantwortung stehlen und wollen versuchen einen Raum für eine angemessene Auseinandersetzung mit faschistischen Tendenzen in unserer Gesellschaft zu schaffen.
antirassistisch
österreich ist geprägt von mehr oder weniger explizit rassistischen und autoritären Strömungen, welche sich auch in der politischen Landschaft widerspiegeln. Das neue Asylgesetz zeigt, wie gesellschaftsfähig derartiges Gedankengut immer noch ist. Dagegen treten wir inner- und außruniversitär entschieden auf, und bieten antirassistischen und antifaschistischen Organisationen Unterstützung und Raum. Gleichzeitig bedeutet für uns eine kritische Beschäftigung mit Rassismus auch, die eigene Eingebundenheit in strukturelle Rassismen zu problematisieren und damit verbundene Privilegien zu hinterfragen.
kritisch
Wir verstehen uns als kritisch weil wir Situationen und Ideen nicht einfach unhinterfragt hinnehmen wollen. Klarerweise müssen wir davon ausgehen, dass wir selbst unsere blinde Flecken haben. Daher wollen wir auch explizit in einen kritischen Austausch miteinander treten um uns gegenseitig auf diese blinden Flecken aufmerksam zu machen. Kritisch sein bedeutet auch bedrückende universitäre und gesellschaftliche Zustände nicht einfach hinzunehmen sondern nach besseren Alternativen zu fragen und diese einzufordern.