Source: radicalgraphics.org
Anstatt den Internationalen Frauentag am 8. Mai gebührend zu feiern, wird hierzulande dann doch viel lieber der scheinheilige Muttertag gefeiert. In diesem Jahr fällt dieses Ereignis zudem auf den 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Auch das ist ein Ereignis, das in at.-Land zumeist eher betrauert denn gefeiert wird. So wird auch morgen dann doch eher das Muttertagsgesülz in den Medien abgefeiert werden und die Befreiung vom Naziterror und damit die eigene Mitverantwortung für diesen Terror weiter aus dem Gedächtnis verdrängt. Besonders zynisch ist der Zusammenfall dieser Daten, zumal der Muttertag – wenn auch in Ansätzen bereits im 19. Jahrhundert begangen – doch von den Nazis bedeutend aufgeladen und instrumentalisiert wurde. Anstatt freier Frauen sollen den Volkskörper reproduzierende Mütter gefeiert werden, die abseits ihrer Gebährfähigkeit und dem Management reproduktiver Arbeiten auch nicht viel zu sagen haben sollen. Diese Feiern finden auch heute noch großteils ungebrochen statt, nun eben den expliziten völkischen Dünkel verschleiernd. Anstatt an einem Tag im Jahr die “Mutter” zu “ehren” wäre es viel angebrachter reale Mütter ernst zu nehmen und reproduktive Arbeit zu vergesellschaften – weil Frauen nicht (nur) Mütter sind.
Um eine Absage an völkische und sexistische Ideologien zu stärken, rufen auch wir zum Gedenken an die Verbrechen der österreichisch-deutschen Naziherrschaft und deren Opfer sowie der Befreiung durch die Alliierten am 8. Mai 1945 auf. Anbei findet ihr einige Programmpunkte für den morgigen Tag. Nicht nur Gedenkfeiern, sondern auch aktiver Widerstand gegen “Heldengedenkende” Nazis ist gefragt, die diesen Tag für sich und ihre reaktionäre menschenverachtende Weltanschauung vereinnahmen wollen:
- 11:00 Befreiungsfest am Heldenplatz (veranstaltet von den Gruenen)
- 15:00 Heldenplatz: Naziaufmarsch verhindern, Heldenplatz blockieren!
- 16:00 “8.Mai Fest der Befreiung” am Schwarzenbergplatz (Ankündigung der Bagru Powi)
- 17:00 DEMO Schottentor: 8. Mai – Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus: Aufmarsch von FPOe, Burschenschaften und Nazis stoppen! (http://achtermai.blogsport.eu)
- 19:30 Gegenkundgebung: Nie wieder Nazis am Heldenplatz! (veranstaltet von IKG, SJ, Gruene)
Um auch noch eine detailliertere Darstellung zum 8. Mai zu bringen, posten wir anbei auch eine Aussendung der Rosa Antifa Wien dazu:
Wer am 8. Mai nicht feiert…
Am 8. Mai 1945 wurde die deutsche Wehrmacht von den Alliierten
zerschlagen und kapitulierte bedingungslos. Dieser Tag ist der Tag der
Befreiung vom Nationalsozialismus. Es war eine Befreiung fuer jene die
die Konzentrationslager nicht ueberlebt haetten, jene die verfolgt
wurden, jene die sich bis zuletzt versteckt halten mussten, jene die
desertierten und jene die bis zum Ende des Naziterrors Widerstand
leisteten. Ein Tag an dem die Befreiung gefeiert wird und gleichzeitig
der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird. Ein Gedenken an die in
Konzentrationslagern ermordeten Juden und Juedinnen, Roma und Sinti,
Homosexuelle und alle anderen systematisch Verfolgten.
Kontinuitaet
Doch nicht alle betrachten den 8. Mai als Tag der Befreiung. Dass die
Taeter_innen diesen nicht als Befreiung empfanden liegt auf der Hand.
Zumindest damals hatten sie allen Grund, sich vor ihrer Verantwortung zu
fuerchten. Doch in den meisten Faellen kam es nicht soweit, die
Entnazifizierung wurde bald beendet, viele Taeter_innen und
Mitlaeufer_innen kamen unbehelligt davon. Alt-Nazis machten Karriere und
bekleideten hohe Positionen in den Universitaeten, Gerichten und in der
Wirtschaft. Nicht wenige besetzten wieder politische Aemter und
behoerdliche Funktionen, denn ALLE Parteien rissen sich um die Stimmen
der ehemaligen Nazis. So fanden sich im Kabinett Kreisky noch drei
ehemalige NSDAP-Mitglieder und die Vorgaenger_innen-Partei der FPOe, der
Verband der Unabhaengigen (VdU), war ohnehin Sammelbecken derer, denen
Joerg Haider Jahrzehnte spaeter einmal eine “ordentliche Gesinnung”
attestieren sollte.
Volk und Nation
Die Alliierten mussten nach der Befreiung feststellen, dass von Reue
keine Spur war. Die unfassbaren Opferzahlen selbst interessierten hier
keine_n. Um einer offenen Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld an
der direkten und aktiven Beteiligung an der Shoa zu entgehen, wurde ein
“Entschuldungsmythos” geschaffen, welcher Oesterreich einfach zum
“ersten Opfer des Nationalsozialismus” erklaert. Zwecks “Wiederaufbau”
wurde rasch die deutsche durch die oesterreichische “Volksgemeinschaft”
ersetzt, beim vielen Zupacken wollte sich ohnehin keine_r mehr mit der
gerade verflossenen Nazizeit beschaeftigen. Die Befreier_innen wurden
schnell zu Besatzer_innen umgedichtet, so schrieb die Presse 1954
anlaesslich der Befreiung Wiens: ” (…) das wahre Oesterreich aber wird
Fahnen an dem Tag entfalten, an dem die fremden Truppen unser Land
verlassen. Denn das erst wird der Tag der Befreiung sein!”
Freiheit bezieht sich hierzulande also meist nicht auf die Befreiung vom
Nationalsozialismus, sondern auf den Abzug der Alliierten – und diese
Denkweise spiegelt sich sogar im Kalender wieder. Immerhin feiern am 26.
Oktober zigtausende jaehrlich am Heldenplatz – den Tag nachdem “der
letzte alliierte Soldat oesterreichischen Boden verlassen hatte.”- mit
Panzern & Gulaschkanonen & Fahnenmeer und all der verschissenen,
oesterreichischen Identitaet – Ausblendung der Involvierung der
oesterreichischen Bevoelkerung in das NS-System inklusive. Der 8. Mai
hingegen, der die eigentliche Befreiung vom Nazi-Terror brachte, scheint
es bislang keiner Regierung Wert gewesen zu sein, ihn auch
symboltraechtig zum Feiertag zu machen.
Die “totale Niederlage”
Natuerlich haben also Alt- und Neonazis und jene, die auch noch gerne
mit der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus
liebaeugeln, voelkisch-nationalen Konstrukten anhaengen oder schlicht
von der “guten alten Zeit” traeumen, am 8. Mai nichts zu feiern. Sie
betrauern stattdessen ihre “Kriegshelden”, schwafeln – im Einklang mit
dem nationalen Konsens – von den “boesen Alliierten”, glorifizieren ein
Bild von “Truemmerfrauen”, reden vom “deutschem Volk” und lassen ihrem
Antisemitismus freien Lauf.
Traditionellerweise marschieren Burschenschafter und andere
deutschnationale Verbaende am 8. Mai gemeinsam auf um der Niederlage des
“Vaterlandes und seiner Verstorbenen”, die fuer “voelkische Ideale” ihr
“Leben gaben”, zu gedenken und eine Kranzniederlage zu begehen. Mit
dabei sind immer wieder nicht nur FPOe Funktionaer_innen sondern
natuerlich auch bekannte (Neo-)Nazi-Kader, wie z.B. beim “Totengedenken”
2004 wo unter anderem Gottfried Kuessel andaechtig der Rede von
FPOe-Chef Strache lauschte. Die Verschraenktheit der hiesigen (Neo)Nazi
Szene mit rechtsextremen Burschenschaftern und der FPOe wird aber nicht
nur am 8. Mai deutlich, auch beim alljaehrlichen Auflauf am Grab von
Naziflieger Walter Nowotny treffen sich “Kameraden” unterschiedlichster
Couleur.
Aber das ist nicht im Geringsten verwunderlich – denn deutschnationale
Burschenschaften waren und sind ein Rekrutierungspool und Auffangbecken
fuer (Neo-)Nazis und stellen somit die Scharnierfunktion zwischen der
parlamentarischen Rechten und dem Neonazismus dar.
Aufopferung fuers (deutsche) Vaterland
Am 8. Mai trauern die Burschenschafter und (Neo)Nazis jenen Maennern,
die sich fuer Nazi-Deutschland aufgeopfert haben. Diese stehen fuer ein
deutschnationales Maennlichkeitsbild, bei dem Aufopferung fuers
(deutsche) Vaterland an erster Stelle steht und das sich auch in den
voelkisch-deutschnationalen Burschenschaften widerfindet. Durch
burschenschaftliche Befehlsstruktur und deren Praxen von Unterwerfung
wird ein spezifisch autoritaerer Maennlichkeitstyp ausgebildet.
Burschenschaften vertreten ein strikt heteronormatives
Geschlechtermodell, welches Frauen* auf ihre traditionellen Bereiche
verweist und Identitaeten ausserhalb dieses Schemas verneint. Die Mensur
als Militarisierungsritus, von dem Frauen* und Juden explizit
ausgeschlossen sind, leitet sich aus diesem deutschnationalen
Maennlichkeitsbild ab. Durch sie entstehen Seilschaften, die Maennern*
zu gesellschaftlich relevanten Positionen verhelfen, waehrend Frauen*
von diesen strukturell ausgeschlossen werden.
Wie die Burschenschafter sind auch diese Rollenbilder in der FPOe stark
verankert: Sie steht (gemeinsam mit der OeVP) fuer eine frauenfeindliche
und antifeministische Politik und wirbt permanent fuer
“Heim-Herd-Mutterkreuz-Politik”, hetzt gegen “Gender-Wahn”, und ist
immer ganz vorne mit dabei, wenn es um patriarchale “Maennerrechte”
geht.
Zu kurz gegriffen…
…waere es am 8. Mai nur gegen FPOe und (Neo-)Nazis auf die Strasse zu
gehen und dabei auszublenden wie stark Antisemitismus in der
Mainstream-Gesellschaft verankert ist. Getragen eben von jenem
Nationalismus, der sich speziell auf den “Oesterreich ist Opfer” Mythos
stuetzt. Der alltaegliche Antisemitismus, rassistische Hetze,
(hetero)sexistische Stereotypen, Nationalismus und Patriotismus gehoeren
in Oesterreich zum durchschnittlichen Alltag, sei es am Stammtisch, in
den Medien oder im Parlament. Kritische, linke, emanzipatorische Inhalte
& Lebensweisen haben es hierzulande nicht einfach, und wer sich
organisiert und/oder gegen die HERRschenden Zustaende rebelliert, wird
zunehmend kriminalisiert: Seien es politische Aktivist_innen, denen die
Bildung von kriminellen Organisationen angedichtet wird oder, weitaus
prekaerer, Bettler_innen und Migrant_innen. Schluss damit! Die
herrschenden Zustaende bekaempfen!
Zerschlagt alle Maennerbuende!
Kein Vergeben
Kein Vergessen!
Smash Fascism!
Die neue STEOP oder: Was läuft jetzt schon wieder falsch?
Der Link zu den Übergangsregelungen für das Curriculum Version 2010 ist von der Informatik-Startseite noch gar nicht verschwunden, da gibt es schon neues zu berichten:
Das bedeutet, dass man prinzipiell zu den Prüfungen der STEOP 2 (in Worten: zwei) mal antreten darf, danach ist man für das Informatik-Studium an der Uni Wien gesperrt. Es kann noch passieren, dass die Universität in ihrer Auslegung in der Satzung festschreibt, dass man drei mal antreten darf, bis dahin gilt aber: Nach zwei Antritten ist es aus.
Das Curriculum ist zur Zeit zur Stellungnahme veröffentlicht und muss noch vom Senat abgesegnet werden, danach tritt es am 01. Oktober 2011 in Kraft.